Auch dieses Jahr finden sich Stars und Newcomer in Bayreuth ein – mit einer Besonderheit: Die Veranstaltungsreihe ist 2022 gleichzeitig auch „Bayerisches Landesjazzfestival“.
Und weil das Jazzforum dieses Jahr auch seinen 40. Geburtstag feiert, hat der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, die Schirmherrschaft für den Jazz-November übernommen. Grund genug für die Veranstalter, eine Schippe drauf zu setzen: Das Festival fängt einen Tag früher als gewohnt an und bietet noch mehr Konzerte. Vom 9.11. bis 13.11. gibt es also an drei verschiedenen Locations in Bayreuth Jazz vom Feinsten.
Der Jazz-November 2022: von heiter bis rockig
Bei den vier Hauptkonzerten um 19.30 Uhr im Bechersaal wird es international und hochkarätig.
Am 9.11. eröffnet den Jazz-November und damit auch das Bayerische Landesjazzfestival standesgemäß das Landesjazzensemble Bayern. Niemand Geringeres als die bayerischen Improvisationsstars stehen hier auf der Bühne, namentlich Claus Reichstaller, Lutz Häfner, Paulo Morello, Tizian Jost, Henning Sieverts und Bastian Jütte.
Aus dem Süden Englands kommen Partikel angereist. Am 10.11. gibt das Trio einen Einblick in seine Sicht von Jazz, kombiniert mit Bop, Weltmusik oder Pop. Partikel für Partikel fügen sich die Töne der drei Musiker zusammen, die zu den besten jungen Jazzern in England gehören.
Am 11.11. steht eine „Supergroup“ auf der Bühne: Rymden, deren Mitglieder Jazzfans bestens bekannt sind. Der Norweger Bugge Wesseltoft (ehemals New Conception Jazz) und die Schweden Magnus Öström und Dan Berglund (ehemals Esbjörn Svensson Trio) gehen spielerisch mit ihrer Leidenschaft um. Hier werden Pop-Sounds mit Jazz-Improvisationen kombiniert, kein neues Konzept, aber definitiv auf einem neuen Level. „Wir mögen dieses skandinavische Prog Metal-Ding“, sagte Bugge bereits 2019, und das hört man an jeder Stelle des Sets.
„Rock on“ heißt es am 12.11. Der französische Akkordeonist Vincent Peirani zeigt mit seinem Projekt Jokers, wie Jazz und harte Gitarrenklänge perfekt miteinander verbunden werden können. Mithilfe des italienischen Gitarristen Federico Casagrande und des israelischen Schlagzeugers Ziv Ravitz erschaffen sie ein Hybrid aus Jazz, Rock und Film-Noir-Klängen. Nine Inch Nails und Marylin Manson sei Dank – oder besser gesagt deren Songs, die neben einigen Eigenkompositionen von den Jokers virtuos uminterpretiert wurden.
Das letzte Konzert im Bechersaal am 13.11. wird von Saxophonklängen des Marius Neset Quartet geprägt sein. Der Norweger gehört zurzeit zum Besten, was die europäische Jazzszene zu bieten hat. Von endloser Zirkularatmungs-Artistik in extremer Bebop-Geschwindigkeit ist in den Medien die Rede, von einem Wunder. Marius Neset führt sein Instrument technisch in einzigartiger Virtuosität und bleibt dabei musikalisch und emotional gleichzeitig auf der Höhe. Den Klangteppich liefern seine drei Kollegen am Piano, Bass und Schlagzeug.
Das Spätkonzert am 10.11. um 22.30 Uhr findet im Kunst- und Kulturhaus Neuneinhalb am Gerberplatz statt. Das MOVE String Quartet kommt zwar aus Berlin, seine Musiker stammen aber aus Frankreich, Österreich, Portugal und den USA. Und so klingen die Kompositionen der deutsch-amerikanischen Cellistin Susanne Paul wie aus aller Welt: Sie webt Patterns aus verschiedenen Ländern, vom Rock über Tango bis zur brasilianischen Musik, in ein jazziges Gewand, zum Mittanzen und Genießen.
Zwei Spätkonzerte und – ein Novum – das Sonntagnachmittagskonzert finden auf der Kleinkunstbühne im Zentrum in der Äußeren Badstraße statt.
Zum Spätkonzert am 11.11. laden Immortal Onion ein, ein polnisches junges Trio, das sich in keine Schubladen stecken lassen möchte. Minimal trifft Progressive Metal, Filmmusik Elektro-Einflüsse, und über allem schwebt natürlich der Jazz-Funke, der immer wieder die Luft zum Brennen bringt. Mal ganz sanft, manchmal auch ein bisschen entrückt, mit starken Akzenten zwischendrin, die unter die Haut gehen.
Am 12.11. steht beim Spätkonzert die Trompete – von einer Frau gespielt! – im Fokus. Das Angela Avetisyan 4tet bewegt sich zwischen Jazz, Pop, Rock und Funk. Eigene Kompositionen wechseln sich ab mit Interpretationen von Welthits, ob von Coldplay oder Massive Attack. Es wird chillig schön, der perfekte Soundtrack für einen Samstagabend.
Am 13.11. wird es um 16.30 Uhr Zeit für ganz junge Ideen. Der Jazz-November ist schließlich auch die perfekte Bühne für viel versprechende Nachwuchsmusiker – wie das Nico Theo Quintett. Die Formation unter der Leitung von Nico Theodossiadis hat in den letzten Jahren einige Preise abgeräumt, 2022 vorerst gekrönt vom 2. Platz beim Europäischen Jazzwettbewerb Burghausen und 1. Platz beim Jazzwettbewerb des bayerischen Jazzverbands. Bei diesem Konzert ist der Eintritt frei!
Siehe auch die Vorberichterstattung bei art5drei!